Aktuelle Seite: Startseite
Geht man den Trends der letzten Jahren nach, so kommt man zur Überzeugung, dass sich das Wohnzimmer im Aussenbereich eines Hauses fortsetzt. Nicht nur das, im Idealfall ist die Abgrenzung zwischen Innen und Umgebung durch eine durchdachte Architektur fast aufgelöst – der Übergang Haus – Garten wird somit fliessend. Der Wunsch seinen Wohnstil oder seine Lebenshaltung auch im Garten umzusetzen ist nicht neu – von der römischen Antike kennen wir das Peristyl. Es ist ein von einem Säulengang umgebener Binnengarten im (römischen) Stadthaus (siehe s/w-Bild unten). Je nach Reichtum wurden ein oder mehrere Peristylgärten angelegt. Traditionell waren es Blumengärten, die durch Rasenflächen in geometrische Figuren aufgeteilt und nicht selten durch niedrig geschnittene Hecken eingefasst waren. Das Peristyl galt als Teil des Hauses, wurde aber als Wohnstätte unter freiem Himmel genutzt. Es war der von der lärmigen Strasse am weitesten abgelegene Wohnbereich, der nebst der Bepflanzung auch mit Wasserbecken, Statuen oder Kübelpflanzen verschönert wurde.
So können wir den Bogen wieder zurück ins Heute schlagen, wo wir die Elemente des antiken Peristyls wieder finden:
Sinnlichen Gärten mit organischen Formen oder Geborgenheit und Wohlbefinden mit Privatsphäre?
Hinweis: Die oben dargestellten Gärten sind nicht von Schulthess Gartenbau angelegt worden!
Warum aber wünscht sich der Mensch überhaupt einen Garten?
Der kulturhistorische Aspekt verrät uns, dass der Garten (oder das Paradies) schon in antiken Vorstellungen eine verloren geglaubte Glückseligkeit ersetzen sollte. Der Lustgarten eines Königs in einem öden und wüsten Landesteil musste für die Aussenstehenden ein Ort der Genüsse und Wonnen sein. Im 15. Jhd. vor Christus lesen wir im akkadischen Adapa-Mythos von Paradies- und Gartenschilderungen oder im 8. vorchristlichen Jhd. wird im Gilgamesch Epos von einer Sintflut erzählt, welche den Garten (Paradies) verschont und so denjenigen Unsterblichkeit gewährt, die ihn gefunden haben
Entsprechend führt uns die Herkunft der Begriffe Garten und Paradies dahin zurück:
Paradies --> Alt-persisch pairi-dae'za = umzäunter Park/Lustgarten des Königs. Das spätbabylonische paradisu ist eine Wortvariante von pairi-dae'za. Man kann es mit Umzäunung/abgesteckter Bezirk übersetzen. Man findet Wortverwandte im Hebräischen und Griechischen, beide mit der selben Bedeutung wie das Alt-Persische. Nehmen wir zum Vergleich das deutsche Wort "Garten" führt uns dessen Herkunft interessanterweise zur gleichen Bedeutung wie die des Wortes "Paradies": Mittelhochdeutsch garte, althochdeutsch garto, beruhen auf dem indogermanischen ghorto (ghordho) = Flechtwerk, Hürde; (Umzäunung, Eingehegtes). Man findet in anderen indogermanischen Sprachgruppen verwandte Begriffe (im Griechischen, Russischen, Tschechischen oder im Latein), die alle die Bedeutung von Eingehegtem, Umfriedetem haben.
Wir sehen, der Garten ist ein eingegrenzter und somit auch abgegrenzter Ort, zu dem nur Auserwählte Zutritt haben.
Quellen: Duden, Herkunftswörterbuch; Gartenkunst in EU, Kluckert, Ehrenfried